Mit viel Liebe zum Detail – Übungen realistisch gestalten »Brand im Tunnel! Verlassen Sie sofort den Tunnel!« tönt eine laute Maschinenstimme durch die Tunnel- röhre. Signalleuchten am Boden zeigen blitzend den Weg zur nächsten Fluchttür. Dichter Rauch quillt aus Richtung eines brennenden Pkw in den Tunnel und verringert die Sicht im »Hirschhagen«, dem zweitlängsten Straßentunnel Deutschlands (4,2 Kilo- meter), zeitweise auf wenige Zentimeter, während die Lüf- tungsanlage beginnt, den Rauch abzusaugen. Nicht allen Per- sonen im Tunnel gelingt jedoch die Flucht. SAMSTAGMORGEN 8:15 UHR IN CALDEN: Mit einem »H1Y Person droht zu ertrinken« schickt die Leitstelle Feuerwehr, Rettungs- dienst und Notarzt in ein ausgedehntes Waldgebiet. Eine Ar- beiterin ist an einem abgelegenen Regenrückhaltebecken aus mehreren Metern Höhe in das kalte Wasser des Auslaufbau- werkes gestürzt. Sie reagiert nicht auf Rufe ihrer Kollegen. Kurz darauf wird ein weiterer Einsatz gemeldet: Technische Hilfeleis- tung, da ein Arbeiter in einem Steinbruch abgestürzt ist. Der zuerst eingetroffene Rettungsdienst kann den Mann nicht er- reichen. DIENSTABEND IM LANDKREIS KASSEL: Auf dem Plan einer örtlichen Feuerwehr steht Gerätekunde, als die Leitstelle mit dem Stich- wort »F2Y« den Löschzug zu einem Gebäudebrand mit Men- schenleben in Gefahr im dichtbebauten Ortskern der Gemeinde alarmiert. Dichter Rauch tritt aus den Fenstern des Gebäudes. Eine Bewohnerin macht an einem Fenster lautstark auf sich auf- merksam. hh essen S K W F ; l h e m e h c a M n e r ö S : o t o F Alle drei Szenarien haben etwas gemeinsam Der Rauch kommt aus Nebelmaschinen, das Blut aus der Fla- sche und Abschürfungen sowie gebrochene Knochen sind geschminkt. Matsch, kaltes Wasser, Steine, Dunkelheit und die Schreie der Verletzten sind allerdings real. Täuschend echt stellen die Notfalldarsteller (Mimen) der Realistischen Unfall- und Notfalldarstellungsgruppe (RUND) des KV Fulda- Weser die Situationen dar. Die RUND-Leiter der DLRG beob- achten das Übungsgeschehen gemeinsam mit den Übungs- beobachtern von Feuerwehr und Rettungsdienst. Aus einzelnen Aktivitäten der DLRG Ortsverbände Niestetal und Grebenstein sowie dem Kreisverband entstand vor ei- nigen Jahren die RUND-Gruppe des KV Fulda-Weser. Die im- mer größer werdende Gruppe wird organisiert durch drei RUND-Ausbilder/Leiter und besteht zum Teil aus Mimen, die seit mehr als zehn Jahren in der Notfalldarstellung aktiv sind. Kathrin Hörtzsch und Thomas Mathusek werden seit 2022 von Robin Mathusek als Ausbilder und Leiter im Bereich der RUND unterstützt. Außerdem mit im Team: Ingo Radatz als erfahrener SAN-Ausbilder und TL-E des Kreisverbandes. Auf- gabe der RUND-Leiter und Ausbilder ist es, die Übungen zu- sammen mit den Auftraggebern vorzubereiten. Mimen, Mate- rial, Verpfl egung, Unterkünfte zum Schminken und Umkleiden sind zu organisieren. Zudem muss in Gefährdungsbeurteilun- gen ermittelt werden, ob Szenarien sicher durchführbar sind. RUND-Ausbilder schulen die Mimen darin, sich für den Ernst- fall zu schminken und zeigen ihnen, wie sie sich in Übungs- situationen verhalten. Ebenfalls von Bedeutung ist es, mit welchen Reaktionen die Rettungskräfte je nach Lage und Ver- letzung zu rechnen haben. Letztlich dienen das Schauspiel und die geschminkten Verletzungen dazu, die Rettungs- und Sanitätskenntnisse für die Einsatzkräfte unter realistischen Bedingungen auszubauen. Die RUND-Gruppe des KV Fulda-Weser deckt ein breites Feld von Einsatzszenarien ab. Vom eigenen Spezialgebiet Wasser- rettung über eingeschlossene Personen im brennenden ver- nebelten Haus oder eingeschneiter »Alpengemeinde« bis hin zur sauberen und sterilen Sanitätsprüfung im Klassenraum. Auch länder- und organisationsübergreifend funktioniert die Zusammenarbeit mit den verschiedenen DLRG RUND-Grup- pen wie Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Nie- dersachsen sowie den Notfalldarstellungsgruppen anderer Hilfsorganisationen. Lebensretter 1 . 2023 III