w estfalen D R E I F R A G E N A N Sabine Lillmanntöns Leiterin Bezirk Kreis Warendorf und Beauftragte für gesellschafts- politische Fragen im LV Westfalen ich Wie bist du zur DLRG gekommen und warum liegt dir das Anfängerschwim- men besonders am Herzen? Sabine: Seit über 40 Jahren bin ich Mitglied in der DLRG Beckum-Lippetal. Ich habe in dieser Ortsgruppe mit 13 Jahren mein erstes Rettungsschwimm- abzeichen gemacht und wurde so- gleich in Jugendgruppen und beim Anfängerschwimmen als Assistentin eingesetzt. Die Anfängerschwimmaus- bildung ist eine Leidenschaft von mir. Ich messe der Schwimmausbildung be- sondere Bedeutung bei, weil ich als Kleinkind vor den Augen meiner Eltern beinahe ertrunken bin. Das ist gerade noch gut ausgegangen, sodass mich meine Eltern sofort in einen Schwimm- kurs steckten. Danach war im örtlichen Schwimmverein Leistungs- schwimmerin, bis ich dann die DLRG entdeckte. Die Vielfältigkeit der DLRG und der Fokus auf Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung sprachen mich direkt an. Hier fand ich ein Auf- gabenfeld, das mich bis heute begeis- tert. Ich bin der Meinung, dass alle Kin- der möglichst früh schwimmen lernen müssen, deshalb unterstütze ich das Projekt des DLRG Bundesverbandes »Seepferdchen für alle«. In meiner Ortsgruppe gibt es die Idee dafür schon 20 Jahre länger als das Projekt, denn in Lippetal war es einfach üblich, dass alle angehenden Schulkinder je- des Kindergartens einen Schwimm- kurs besuchten, damit sie vor der Schu- le schwimmen konnten. Dieses Modell übernahm ich 1996 in einen ersten Kin- dergarten in Beckum. Mittlerweile ar- beiten acht von 14 Kindergärten in Be- ckum so. Alle Beteiligten sind begeistert und die Schulen haben eine Sorge we- niger im Schwimmunterricht. In den letzten neun Jahren war es meine Auf- gabe im Bezirk Kreis Warendorf, das Projekt »Seepferdchen für alle« in die Breite zu tragen. Das ist mir gelungen. Alle Ortsgruppen nehmen teil. Im Kreis Warendorf freut sich unser Schirmherr, Landrat Dr. Olaf Gericke, über eine Schwimmerquote von 84 Prozent in Grundschulen. Diese Quote zu halten, ist in Zeiten von Corona nicht leicht, weil nicht alle Bäder geöffnet sind. In der größten Stadt im Kreis, in Ahlen, dürfen wir als Verein das Hallenbad ganztägig für Schwimmkurse nutzen. Das ist möglich, weil Menschen wie ich hartnäckig nach dieser Möglichkeit der notwendigen Priorisierung gefragt haben, auch während der Pandemie in engem Kontakt zu dem Badpersonal geblieben sind und uns politische Unterstützung vom Landrat geholt ha- ben. Wir hoffen, die Coronaschutzver- ordnung erlaubt uns weiterhin diese Kurse. Was haben die Aktivitäten in der DLRG mit deinem Beruf zu tun? Sabine: Hauptberuflich bin ich Fach- kraft für Integration durch Sport beim Landessportbund NRW für den Kreis- sportbund Warendorf. Diese Arbeits- stelle bekam ich, weil ich mich in der DLRG seit 1996 erfolgreich für Zuge- wanderte stark gemacht hatte. Es ist mir gelungen, viele Zugewanderte für die DLRG zu begeistern und sie auszu- bilden. Sie sind Mitglieder geworden und haben diese Mitgliedschaft auch an Orten gesucht, in die sie zum Bei- spiel aus be ruflichen Gründen oder wegen der Familienzusammenführung umziehen mussten. Nahezu 98 Prozent aller Zugewanderten können nicht oder nicht sicher schwimmen. Hier gibt es für die DLRG ein riesiges Aufgaben- feld, denn Sport, geschweige denn Schwimmen, ist in der Kultur der meis- ten Zugewanderten nicht verankert. Das bedeutet, wir müssen einen Weg zu diesen Menschen finden, um sie für r e m e o F s i n e D : o t o F unsere Sache zu begeistern. Diese Auf- gabe wird zunehmend wichtiger, denn nach einer Studie der Universität Bie- lefeld wird es 2030 in Deutschland mehr Menschen mit als ohne Migra- tionshintergrund geben. Die Zeit zu handeln ist jetzt, damit das Schwim- menkönnen in einem wasserreichen Land wie Deutschland seine Bedeu- tung behält und Menschen vor dem Ertrinkungstod bewahrt werden. Über diese Bedeutung habe ich in der Inter- national Life Saving Association Euro- pe (ILSE) schon Vorträge gehalten. Im europäischen Ausland ist es dazu möglich, durch eine Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung in einen Hauptberuf zu kommen. Das ist für Zugewanderte besonders interessant. Deshalb möchte ich durch den DLRG Landesverband Westfalen ein Projekt ins Land bringen, das in Deutschland unser Ehrenamt unterstützt, in Koope- ration mit europäischen Ländern für die Zugewanderten Mee(h)r erzeugen kann. Daran arbeite ich zurzeit. Ich möchte außerdem herausfinden, war- um Frauen sich in den Spitzen unseres Verbandes nicht so zahlreich finden wie in anderen Verbänden, und Lösun- gen dafür finden. Was sind deine Ziele für die Zukunft? Sabine: Das Motto des letzten DLRG Bundesverbandstages lautete: Vielfalt macht zukunftsfähig. Das sind große und weise Worte, für die es gilt, nach- haltig etwas zu tun. VI Lebensretter 2 . 2021