zehn Jahren weitertragen kann. Das ist das Stichwort Personal- entwicklung, auch im Ehrenamt. Aber natürlich lautet die Frage auch: Was sind die wichtigen Aufgaben für die nächsten Jahre? Da gibt es sicher das Thema Schwimmenlernen, das Thema Rettungsschwimmausbildung, das stärker in den Fokus ge- nommen werden muss, und der Bundesverband muss dabei helfen, Ausbilderinnen und Ausbilder zu gewinnen. Denn wir können nicht die Angebote machen, wenn wir nicht die Leute haben. Wir haben einerseits den Kampf um die Badkapazitäten. Es müssen aber auch die Menschen da sein, die den anderen etwas beibringen. Du möchtest das Ruder übernehmen und im Oktober Präsidentin werden. Wie kam es zu dem Entschluss? Unser amtierender Präsident, Achim Haag, wird nicht mehr kandidieren. Wir haben uns dann entschieden, einen kleinen Generationswechsel zu machen. Ich bin jetzt 56. Das ist nicht mehr so ganz jung, aber es ist auch noch nicht das Rentenalter. Ute Vogt sieht ihre Aufgabe als kommende Präsidentin auch darin, der DLRG ein Gesicht zu geben. r e m e o F s i n e D : o t o F Wir wollen ein Team beim Bundesverband haben, bei dem mehrere jüngere Leute nach vorne rücken, sodass man merkt: Es tut sich etwas, es gibt Entwicklungschancen, es gibt ein Team, das in den nächsten Jahren die Verantwortung trägt und wiederum schaut, dass weitere nachkommen. Was sind deine Themen, die du als Präsidentin anpacken möchtest? Ausbilderinnen und Ausbilder gewinnen ist mir wie gesagt ein wichtiges Thema, aber auch, wie das Verhältnis von Haupt- und Ehrenamt verbessert werden kann – in dem Sinne, wie das Hauptamt das Ehrenamt entlasten kann. Wir müssen auch dar- über reden, wie sich die ehrenamtliche Arbeit entwickelt. Wir haben es häufig erlebt, dass viele, die gerne bei uns arbeiten, es nicht mehr schaffen, ihre beruflichen und familiären Ver- pflichtungen mit dem Ehrenamt zu verbinden. Da brauchen wir Angebote. Wo kann man vielleicht ein kleineres Stück der Arbeit machen und diese insgesamt mehr aufteilen? Aber auch dieses Thema ist keines, das ich alleine bestimme. Ich bin ein Team- Mensch und als Team wollen wir auch antreten und den Laden weiterziehen. Wie würdest du den Führungsstil beschreiben, mit dem du deine Mannschaft, also das Präsidium, leiten möchtest? Herzlich auf jeden Fall, aber auch durchsetzungsstark. Ich sage schon mal gern: So, es ist gut, wir haben viel diskutiert und a ktuell jetzt muss auch eine Entscheidung getroffen werden. Ich bin jemand, der einen Punkt setzt und ich bin auch entscheidungs- freudig. Das ist schon etwas, das mich auszeichnet. Ich habe in anderen Bereichen, in dem Fall eine Partei in Baden-Würt- temberg, schon eine große Organisation geleitet und bringe Erfahrung mit. In der SPD war ich zehn Jahre Landesvorsit- zende und habe dadurch Erfahrung mit dem Führen von Haupt- und Ehrenamt. Mein Vorteil ist jetzt, dass ich im Okto- ber nicht mehr als Abgeordnete für den Deutschen Bundestag kandidieren werde. Nur so werde ich die Zeit haben, mich in- tensiv der DLRG Arbeit zu widmen. In meiner jetzigen Tätig- keit als Abgeordnete war das immer schwer möglich. Künftig werde ich da freier sein. Ich bin von Beruf Rechtsanwältin und als solche hat man doch andere Freiheiten als eine Abgeord- nete. Ich habe gedacht: Jetzt, wo ich gewohnt bin, viel zu ar- beiten, und mich organisieren kann, brauche ich noch ein Feld, in dem ich meine Kraft einbringe. Was gibt es Schöneres als die DLRG dafür? Inwieweit kann deine langjährige politische Arbeit dabei helfen, die Ziele der DLRG zu erreichen? Auf jeden Fall hilft es sicher der DLRG, die notwendigen Ver- bindungen weiter zu halten. Ich habe ja jetzt schon oft gehol- fen, uns auch politisch zu verankern, sodass man weiß, dass es uns gibt, und man unsere Anliegen kennt. Auch ein Stück weit das Gesicht der DLRG zu sein, ist ein wichtiger Punkt. Wir dürfen nicht nur als Organisation mit einem Label Gelb auf rotem Grund dastehen, sondern müssen identifizierbar sein, sodass man weiß, was da eigentlich für Menschen sind. Hier kann ich dazu beitragen, weil ich doch über die Jahrzehnte in der Politik ein bisschen geübt habe, Dinge darzustellen, zu präsentieren und mich auch zu vernetzen. Du wurdest in dem Jahr erstmals zur Vizepräsidentin gewählt, als Deutschland die erste Kanzlerin bekam. Nun willst du die erste Präsidentin der DLRG werden. Angenommen, es kommt so: Welche Bedeutung hätte das für dich aus deiner Sicht als Frau? In meiner Vita würde das gut passen. Ich war öfter schon mal die erste Frau in einer Position: die erste Landesvorsitzende einer Partei in Baden-Württemberg damals, die erste Vorsit- zende des Innenausschusses des Deutschen Bundestages. Mir sind solche Rollen also nicht fremd. Ich war sogar als Kind die erste Ministrantin zusammen mit meiner Freundin in un- serer Gemeinde, wo Mädchen bis dahin gar nicht erlaubt waren. Das haben wir dann durchgekämpft. Insofern ist das interessant, dass mir diese Rolle oft zufällt. Aber in der DLRG haben wir ja, was die Mitglieder angeht, ziemlich genauso viele Frauen wie Männer. Insofern bin ich da bestens aufge- hoben. Vielen Dank für das Gespräch. DAS HIER IN AUSZÜGEN ABGEDRUCKTE INTERVIEW FÜHRTE DLRG PRESSESPRECHER ACHIM WIESE WÄHREND EINER AUFZEICH- NUNG FÜR DEN DLRG PODCAST »IM GESPRÄCH«. DIE GANZE FOLGE (#33) HÖRT IHR AUF DLRG.DE/PODCAST ODER ÜBERALL, WO ES PODCASTS GIBT. Lebensretter 2 . 2021 15