w ürttemberg 3 . 2020 ausgabe württemberg LIEBE LESERINNEN UND LESER, wir haben die erste Corona- Welle über- standen, die zweite wird von den Exper- ten prognostiziert – und dann ein solcher (Einsatz-)Sommer. Doch der Reihe nach. Zunächst möchte ich all den Aktiven herz- lich danken, die wo- chenlang bereitstanden, um im Fall der Fälle in den Bereichen Gesundheitsver- sorgung sowie Bevölkerungsschutz zu unterstützen. Mehr als 550 Helferinnen und Helfer der DLRG waren beteiligt! Ge- braucht wurden die Einheiten bislang zum Glück nicht, weil die Maßnahmen zur Verstärkung der Regelversorgung im Gesundheitswesen gegriffen haben. Aber es ist großartig, wie engagiert, selbstlos und humanitär denkend nicht nur die Ein- satzkräfte der Wasserrettungszüge und der Bereitschaftsgruppen, sondern auch viele weitere Mitglieder aus den Gliede- rungen im Landesverband bereit sind, zu helfen. Das macht mich stolz auf meine DLRG. Vielen, vielen Dank! Und jetzt dieser für die DLRG außerge- wöhnliche Sommer. Auch unsere Einsatz- kräfte, Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer unterliegen den ge- botenen Corona-Schutzmaßnahmen: Ab- stand, Maske und Hygiene. Diese Vorga- ben und der Dschungel an besonderen Verordnungen und Regelungen erschwe- ren unsere Arbeit sehr, dienen aber auch unserem Schutz. Wichtig ist: Wir sind da, wenn wir gebraucht werden. Leider wur- den unsere Einsatzkräfte in den letzten Tagen und Wochen häufig benötigt. Die Corona-Bedingungen haben eine fatale Kausalkette in Gang gesetzt: Wer nicht im Hallen- oder Freibad schwimmen gehen kann, sucht sich eine Alternative. Wenn möglich, an einer bewachten Badestelle an unseren Seen, oft aber auch an unbe- wachten Badegewässern und vor allem auch an den großen Flüssen. Das Ergeb- nis ist fatal. Noch nie in den vergangenen Jahren hatten wir bis zum Beginn der Hauptsaison so viele Badeunfälle und vor allem Badeunfälle mit tödlichem Aus- gang zu beklagen. Es klingt makaber, aber in den vergangenen Wochen sind in Baden-Württemberg mehr Menschen er- trunken als an Corona verstorben. Deshalb meine dringende Bitte: Lasst in euren Bemühungen nicht nach. Seid auf- merksam, seid wachsam. Wir brauchen die wertvolle Arbeit der Wasserretterin- nen und Wasserretter mehr denn je. Was wir genauso dringend brauchen, ist die Unterstützung unserer Arbeit durch die »kommunale Familie«, das Land und die privaten Badbetreiber. Es geht dieses Mal auch nicht nur um uns. Klar, wir müs- sen üben und trainieren. Es geht am Ende jedoch um nichts Geringeres als das hohe Gut der Unversehrtheit unserer Bürgerinnen und Bürger. Es besteht die Gefahr, dass politisch die Frage gestellt wird, ob so manches jetzt durch Corona geschlossene Bad wirklich wieder aufge- macht werden soll. Die Kostenentlastung sei doch deutlich spürbar. Dann wird die Schwimmfähigkeit der Bevölkerung wei- ter abnehmen. Ich hoffe inständig, dass sich meine Vermutung nicht bestätigt und die hohen Ertrinkungszahlen im Corona Sommer 2020 nur ein Vorgeschmack dar- auf sind, was uns in Zukunft erwartet. Euer Armin Flohr Präsident Lebensretter 3 . 2020 I