Schon am Anfang des Jahres erhielt ich von Frank Villmow die
Einladung, die Zentralstation des DLRG Landesverbandes zu besuchen. Nachdem
dieses Jahr alles anders ist und vieler meiner Pläne auf Eis gelegt werden
mussten, bin ich dieser Einladung sogar noch lieber gefolgt. Insbesondere, da
ich gerade dabei bin meinen Bootsführerschein zu machen und Corona auch die
Möglichkeiten, meine praktischen Fertigkeiten zu vertiefen, extrem
eingeschränkt hat.
So machte ich mich am ersten Tag meines Sommerurlaubes auf
den Weg nach Berlin. Ehrlich gesagt hatte ich überhaupt keinen Schimmer was
mich erwartet. Schon die Führung durch die Zentralstation war sehr
beeindruckend. Das Gebäude, das 1972 im Stil eines Schiffes gebaut wurde, ist
schon etwas Besonderes. So heißt es dort auch nicht Stockwerk, sondern Deck und
auch die Zimmer sind Kojen nachempfunden. Eine wirklich spannende Erfahrung und
„man bannig eng“, wie der Norddeutsche sagt, denn ich hab mir nachts nicht nur
einmal den Kopf gestoßen. Auch die 10 Motorrettungsboote bieten einem Bootsanwärter tolle
Möglichkeiten verschiedene Bootstypen kennenzulernen.
Am Sonntag starteten wir dann auch direkt mit einer
Kontrollfahrt über Havel und Wannsee und besuchten einige Wachstationen. Diese
werden von verschiedenen Bezirken des Landesverbandes Berlin betrieben. Wie
Frank Villmow mit einem Schmunzeln berichtete: „Die Wachstationen sind
entstanden, indem irgendein Bezirk seinen Schirm ans Ufer gestellt und darf
aufgepasst hat.“ Die Gebäude wurden irgendwann der Stadt Berlin übertragen, die
nun für die Unterhaltung der Gebäude zuständig ist. Was sicher nicht immer
einfach ist, schließlich mahlen die Mühlen der Behörden oft sehr gründlich.
Im Laufe der Woche hatte ich Zeit, die verschiedenen Boote
des Landesverbandes kennenzulernen und mir von den Berlinern die Unterhavel und
den Wannsee zeigen zu lassen. Neben
einer Fahrt gen Potsdam haben wir an einem Tag auch eine Tour durch Berlin
gemacht. Von der Unterhavel ging es auf die Spree und in den Landwehrkanal.
Dies wird mir sicher lange in Erinnerung bleiben, denn Berlin ist vom Wasser
aus viel „grüner“ als erwartet und definitiv sehr sehenswert. Frank Villmow hat
sich in dieser Zeit als idealer Fremdenführer erwiesen und ich habe viel über
die Verbindung der DLRG Berlin zu verschiedenen Plätzen und Gebäuden erfahren.
In Erinnerung wird mir ganz sicher auch Peter, das Urgestein der Zentralstation
bleiben. Mit seinen 80 Jahren ist er noch extrem fit und hat mir viel über die
Zeit vor der Grenzöffnung erzählt. Denn obwohl ich auch schon vor dem Mauerfall
in Berlin war ist das was damals passiert ist, bzw. wie es damals war, auch für
mich fast unvorstellbar.
Am Freitag lernte ich dann noch eine andere Seite des
Dienstes kennen. Wir waren für das Sat 1 Frühstücksfernsehen bei bestem Wetter
im Osthafen zur Absicherung unterwegs. Besonders witzig war, dass ich während
der Dreharbeiten sogar Nachrichten von Roja Behrend, meiner Referentin für die
Verbandskommunikation aus der Nordheide, bekam. „Du bist im Fernsehen, Handy
weg“, ich hatte von Frank den Job bekommen, zwischendurch Fotos zu machen, war
also tatsächlich nicht ohne Grund am Handy. Oder „Hände aus den Hosentaschen“,
hierfür fällt mir auch jetzt noch keine passende Begründung ein….
Ein zweites Team war währenddessen zu Dreharbeiten für einen
Krimi da und hatte später auch viel zu berichten.
Natürlich kam auch das Üben für den Bootsführerschein nicht
zu kurz. Ich übte mit verschiedenen Bootsführern die Manöver für den
Bootsführerschein und hatte viel Zeit, praktische Erfahrungen zu sammeln.
Besonders spannend war für mich die kaum vorhandene Strömung der Havel. Dies
war für mich tatsächlich eine Herausforderung, da ich sonst die Strömung der
Elbe ober- bzw. unterhalb von Hamburg gewöhnt bin. Mein Fazit: „Ohne Strömung
fahren ist mal ein ganz anderer Schnack“.
Die Zentralstation ist meist nur am Wochenende besetzt. In
der Woche ist eine Besetzung nur in einem Teil der Berliner Sommerferien
möglich. Schließlich sind Kräfte der DLRG alle ehrenamtlich tätig. Ein Großteil
der Einsätze besteht aus technischen Hilfeleistungen, wie zum Beispiel
gekenterte Segler. Aber natürlich haben die Einsatzkräfte auch die Strände vor
Ort im Blick.
Nachdem meine Woche in Berlin mir so gut gefallen hatte,
bekam ich das Angebot, auch gerne mit heimischen Kameraden noch einmal zu
Besuch zu kommen. Dieser Einladung bin ich mit zwei anderen Mitgliedern meiner
Ortsgruppe, der DLRG Ortsgruppe Tostedt, und einer Kameradin aus der DLRG
Ortsgruppe Buxtehude gefolgt. Wir wurden auch diesmal sehr herzlich begrüßt und
… wie sollte es auch anders sein, die unvermeidliche Frage, „Buxtehude gibt es
wirklich?“ kam auch sehr schnell auf und
konnte von uns bestätigt werden.
Auch an diesem Wochenende nahm Frank Villmow sich wieder
Zeit für uns und unternahm am ersten Abend sogar eine kurze Sightseeing Tour.
Er zeigte uns Sehenswürdigkeiten wie das Olympiastadion, die Siegessäule, den
Reichstag und vieles mehr. Zum Abschluss setze er uns dann am Brandenburger Tor
ab, damit wir zumindest einmal durch das Brandenburger Tor gehen konnten und
sammelte uns auf der anderen Seite wieder ein.
Den Rest des Wochenendes verbrachten wir auf und an der
Havel und auch meine Kameraden bekamen tolle Einblicke in den Berliner
Wachdienst. Für uns alle war spannend zu sehen, wie unsere „Wachreviere“ sich
doch unterscheiden. Allein der Sportboot- und Segelverkehr auf Havel und
Wannsee ist sehr beeindruckend.
An dieser Stelle einen herzlichen Dank an das Team der
Zentralstation. Ich hatte eine tolle Zeit, in der ich viel gelernt habe und
tolle Menschen kennenlernen durfte. Es hat wahnsinnig Spaß gemacht!
Ich bin bestimmt bald wieder da.