w estfalen D R E I F R A G E N A N Heike Stracke Mitglied im LV-Arbeitskreis »Respektvoller Umgang mit Grenzen« Wie kommt man dazu, sich mit diesem Thema zu befassen und warum? Heike: Erstmals hörten wir 2012 bei einer Infoveranstaltung des Landessportbundes »Schwei- gen schützt die Falschen« davon. Je mehr wir uns mit dem Thema beschäftigt haben, desto deutlicher wurde, wie not- wendig eine Sensibilisierung auch für uns und unsere Arbeit in der DLRG ist. In mehreren Bereichen, zum Beispiel in der DLRG-Jugend und in der Lizenzausbildung, wurden ver- schiedene Ansätze bereits behandelt. Als dann der Landes- verband Westfalen das Thema aufgriff und einen Arbeitskreis bildete, war ich natürlich sofort und gerne mit dabei. Toll fin- de ich, dass hier der Stammverband mit der Landesjugend ganz eng zusammenarbeitet. Das bietet viele Vorteile. Für meine Ortsgruppe bot sich die Möglichkeit, am Projekt des Landessportbundes »Qualitätsbündnis gegen sexuelle Gewalt im Sport« mit einer Begleitung durch den LSB und der Sporthochschule Köln teilzunehmen. Mir ist es wichtig, das Thema auf allen Ebenen der DLRG anzusprechen, bekannt zu machen, zu enttabuisieren und alle Beteiligten zu sensibilisieren. Wenn das gelingt, haben wir schon einen Teil unserer Aufgabe erfüllt. Der LV bietet dazu Arbeits- und Informationsmaterial – einen Handlungs- leit faden, Checklisten und eigene Plakate – an, ist dankbar für Anfragen und Anregungen und hat für Betroffene eine Erstkontaktnummer geschaltet. Diese ist zu den Geschäfts- zeiten in Lünen erreichbar und wird ansonsten im monatli- chen Wechsel auf die Handynummern der geschulten Mitar- beiter des Arbeitskreises weitergeleitet. Wenn Bedarf besteht: Ruft an, traut euch! Natürlich wird auch auf Post und E-Mails geantwortet. Wir helfen euch gern weiter. und sogar erwünscht ist. Grenzüberschreitungen und -ver- letzungen werden nicht nur nicht toleriert, sondern wir möchten hier präventiv vorbeugen. Es betrifft tatsächlich alle – und wir möchten natürlich die Teilnehmer und Jugend- lichen, aber auch unsere aktiven Helfer und Vorstandsmit- glieder schützen und ihnen Hilfestellungen geben – auch wenn das von vielen leider nicht immer so gesehen wird. Wer schon einmal eine Sensibilisierungsveranstaltung mit- erlebt hat, kommt aber vielleicht ins Nachdenken. Und was machst du sonst noch so? Heike: Neben der Arbeit in einer Praxis für Kinder- und Ju- gendpsychiatrie nutze ich gerne die Zeit in der Familie mit meinem Mann, zwei Kindern und zwei Enkelkindern. Dann fordert auch unser Garten seinen Anteil, ich fahre Fahrrad und wandere gern – mit Vorliebe in Südtirol. Ach ja: Ich bin natürlich in meiner Ortsgruppe Ansprechpartnerin RUmG/ Beschwerdemanagement und auch als Mitarbeiterin der Ge- schäftsführung aktiv. RESPEKTVOLLER UMGANG MIT GRENZEN ARBEITSKREIS: Aufgaben und Ziele 2012 entstand der Arbeitskreis (AK) »Respektvoller Umgang mit Grenzen« im Landesverband Westfalen. Die Mitglieder aus dem LV und der Landesjugend haben es sich zur Auf- gabe gemacht, vor allem Kinder und Jugendliche vor Grenzver- letzungen zu schützen. Mit ganz konkreten Hilfestellun- gen sollen Gliederungen sensibi- lisiert und das Thema enttabui- siert werden. Das Ziel ist es, umfassende Informationen be- reitzustellen, sodass jede Unter- gliederung ein Präventions- und Interventionskonzept erstellt und sich damit der Wichtigkeit des Themas bewusst wird. Handlungsleitfaden Der Handlungsleitfaden des Lan- desverbandes umfasst neben all- gemeinen Informationen Maßnahmen zur Prävention, mög- liche Interventionsschritte und eine Handlungsanweisung des LSB. Der Leitfaden soll helfen, einen Krisenplan zu ent- wickeln und in Verdachtsmomenten zu unterstützen. Der Ordner lässt genug Platz, um mit eigenen Materialien gefüllt und weiterentwickelt zu werden. Lebensretter 2 . 2020 VII Welche Themen umfasst der »Respektvolle Umgang mit Grenzen« in der DLRG? Heike: Eigentlich alles, was in irgendeiner Form mit Grenzen und Grenzüberschreitungen zu tun hat. Es geht um ein fai- res Miteinander, das Erkennen eigener Grenzen und die Achtung der Grenzen anderer, eindeutige Positionierung ge- gen jegliche Form von Gewalt, Rassismus, Mobbing und um respektvolles Arbeiten miteinander. Bewusst haben wir uns nicht auf den Blickwinkel der sexualisierten Gewalt be- schränkt. In vielen Diskussionsrunden wurde mir deutlich gespiegelt, dass es der Öffentlichkeit und den Eltern durch- aus klar ist, dass in der DLRG Teamarbeit, Vertrauen und Trai- ning auch mit Körperkontakt methodisch notwendig ist und zum Beispiel in der Rettungsschwimmausbildung auch ge- übt werden muss. Gerade deshalb möchten wir dazu beitra- gen, dass sich eine Kultur der gegenseitigen Achtung und des Respekts weiterentwickelt, in der »Nein sagen« erlaubt