t opthema + + + Frau bei Rettungsübung ertrunken + + + Umge- stürzter Baum tötet 15-Jährigen bei Zeltfrei- zeit + + + Anklage gegen DLRG-Trainer wegen sexu- ellem Missbrauch + + + DLRG-Schatzmeister wegen Veruntreuung angeklagt + + + Alles keine fiktiven Fälle, sondern negative Ereignisse der jün- geren Vergangenheit mit Bezug zur DLRG. Langfristig gescha- det haben sie dem Ansehen zwar nicht, doch Anlass zum Nach- denken, wie im Falle einer Krise kommunikativ und organisiert agiert werden kann, bieten diese Fälle allemal. Wie vielfältig und eigenständig Krisen sein können, zeigte sich beim Forum Verbandskommunikation vom 24. bis 26. Januar, als über 100 Vertreter von Bundes- und Landesverbänden, Be- zirken und Ortsgruppen zusammenkamen, um Aufbau und Funktion des zukünftigen DLRG-Krisenportals kennenzulernen und bei realitätsnahen, wenn auch fiktiven, Fällen das Verhalten im Ernstfall zu erlernen. »Es ist wichtig, die herannahende Krise bereits zu erahnen«, sagt Frank Villmow, Leiter der Verbands- kommunikation im Präsidium, und reißt damit bereits die Ziel- setzung der DLRG an, sich bestmöglich auf kommunikative und operative Krisen vorzubereiten, um Schaden vom Verband ab- zuwenden. Denn dass in heutigen Zeiten eine größere Krise Unternehmen wie Organisationen jederzeit unvermittelt treffen kann, ist nicht von der Hand zu weisen. Das Krisenpotenzial reicht von bilanziellen Problemen (Pleiten) über kommunikative t l e n e R é r d n A i - l i e n a D : o t o F Teilnehmer des Forums Verbandskommunikation in Bad Nenndorf wäh- rend einer Krisenübung. Skandale (Bedrohung von Vermögenswerten oder Reputation) bis hin zu operativen Krisen (Brände, Naturkatastrophen). Vom DLRG-Krisenportal, das in Zusammenarbeit mit dem Krisenfor- schungsinstitut »Krisennavigator« aus Kiel erarbeitet wurde, verspricht sich der Verband, im Krisenfall handlungsfähig zu sein und das Wissensmanagement zu verbessern, das heißt, Muster und Ablaufroutinen für akute Krisen zu erlangen. Das Portal, das ab Sommer in einem Prozess über zwei Jahre vollständig ausgerollt werden soll, stellt ein mehr stufiges Kri- senmanagementsystem bereit. Von wichtigen Vorgehensweisen über mögliche Szenarien bis hin zur Ablauf organisation und dem richtigen Management bietet es die bestmögliche Vor- bereitung. Da die Kommunika tion im Krisenfall ein sehr sen- sibles Thema ist, wichtige interne Strukturen betrifft und die Chancen eines Datenmissbrauchs so gering wie möglich zu halten sind, ist der Zugang zum Portal bewusst eingeschränkt. Er begrenzt sich auf Teile des Bundesverbandes und der Lan- 10 Lebensretter 1 . 2020 desverbände. Bezirke und Ortsgruppen erhalten zwar keinen Zugang zum Portal, sollen aber mit den Grundlagen des Krisen- handbuchs eine Informationsgrundlage bekommen. Im Portal selbst gibt es für beteiligte Personen des Krisenmanagements klare Rollenzuteilungen und Beschreibungen der Rollen im Krisenfall. + + + Aufbaustruktur + + + Kommt es zu einem Krisenfall, tritt der Krisenmanagementstab der DLRG zusammen. Vom Krisenmanager initiiert, ist dieser Stab für die Lagebeurteilung, Beratung und Beschlussfassung zuständig und koordiniert sämtliche Aktivitäten der Krisenver- meidung, -erkennung, -bewältigung und -nachbereitung (z. B. Wiederherstellung der Datenintegrität nach einem Hackeran- griff oder des Hotelbetriebs nach einem Großbrand im Bundes- zentrum). Krisenmanager der DLRG ist der Präsident. Neben ihm gehören der Zentrale Krisenbeauftragte (Generalsekretär), die Krisenkommunikationsleiter (Leiter Verbandskommunikati- on in Ehren- und Hauptamt) sowie mehrere Krisenfachexperten und -assistenten zum zentralen Krisenmanagementstab. Die Fachex perten sind die jeweiligen Ressortleiter im Präsidium, ihre Stellvertreter die hauptamtlichen Pendants. Fallweise wird dieser Stab um Vertreter wichtiger Kooperationspartner (z. B. Beiersdorf AG, Arena S.p.A.), Behördenvertreter (z. B. Landes- kriminalamt bei Erpressung) oder externe Berater (z. B. Krisen- navigator Kiel) erweitert. Handelt es sich beim Krisenfall um ein regional beschränktes Ereignis, kann die Koordination auch an den jeweiligen Landes- verband übertragen werden. Die Landesverbände entscheiden für sich, wer Dezentraler Krisenmanager wie auch Krisenbeauf- tragter ist. Für die Landesebenen sollten die Leiter Verbands- kommunikation auch die Funktion des Krisenkommunikators übernehmen. Um Handlungsfähigkeit gewährleisten und Anpassungen im Krisenmanagement sowie im Kommunikationssystem vorneh- men zu können, tagt einmal jährlich, unabhängig davon, ob die DLRG von einem konkreten Krisenfall betroffen ist, das Gremium »Krisenmanagement«. Der Krisenmanager ruft das Gremium hierfür zusammen und leitet es. Es besteht wieder- um aus dem Zentralen Krisenbeauftragten, den Krisenkommu- nikationsleitern sowie mehreren Krisenfachexperten (z. B. aus den Bereichen »Personal« oder »Finanz-/Rechnungswesen«). + + + Ablauforganisation im Krisenfall + + + Wird der DLRG ein kritisches Ereignis gemeldet, sei es von Mit- gliedern, Kooperationspartnern oder Dritten, nehmen die je- weiligen Fachabteilungen und ihre Mitarbeiter eine erste Be- wertung des Ereignisses vor. Die Kriterien hierzu sind einem Krisenfaltblatt zu entnehmen. Wie wichtig bereits dieser erste Schritt ist, zeigte sich während des Forums Verbandskommuni- kation, als konkrete Fallbeispiele bearbeitet und durchgespielt wurden. Eines dieser Beispiele war die Krisenkommunikation bei Großschadensereignissen in Form eines so genannten »Shitstorms«, also einer Welle von Entrüstungen, die sich im Internet rasant ausweitet. Grundlage hierfür war ein fiktiver Zeitungsartikel, der Plastikmüll am Strand nach einem aus- ufernden DLRG-Strandfest anprangerte.